Das Coronavirus ist für einige herzkranke Kinder und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH) ernst. Sie gehören zur sogenannten Risikogruppe, für die eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus schwerwiegend verlaufen könnte. Aufgrund ihres Herzfehlers ist ihre Lunge oft ohnehin geschwächt. Für die betroffenen Kinder und Erwachsenen ist es während der aktuellen Corona-Pandemie lebenswichtig, dass wir alle uns kollektiv an die Verhaltensregeln zu halten. Herzkranke Kinder und Erwachsene brauchen jetzt besonderen Schutz und unsere Rücksichtnahme. Generell gilt: Vorsicht JA, Panik NEIN!
Wir informieren darüber wie Sie sich und andere vor einer Infektion mit COVID-19 schützen können und was betroffene Eltern und Erwachsene jetzt beachten sollen.
Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2
Stand 29.04.2020. Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht die Krankheit COVID-19. Diese ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Der Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion, die vorrangig über die Schleimhäute von Mund und Nase, aber auch durch den Kontakt über die Hände erfolgen kann. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbrechen einer Infektionskrankheit) kann bis zu 14 Tage betragen, im Durchschnitt jedoch 5 bis 6 Tage.
Ansteckungsgefahr für herzkranke Kinder und EMAH
Alle Altersgruppen können sich infizieren und erkranken. Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf sind Menschen höheren Alters (60+) und jene, die bereits von Grunderkrankungen betroffen sind. Zu dieser sogenannten Risikogruppe zählen auch Kinder und Erwachsene mit angeborenem und erworbenem Herzfehler. Insbesondere Säuglinge mit einen nicht korrigierten Herzfehler und/oder deren Lungenfunktion durch den Herzfehler bereits beeinträchtigt ist. Kinder und Erwachsene mit bedeutsam vermehrten oder vermindertem Lungenblutfluss sowie Kinder und Erwachsene mit Herzinsuffizienz oder pulmonaler Hypertonie zählen ebenfalls zur Risikogruppe. Besonders erhöht ist das Risiko zudem bei Herz-Patienten, die mit einer angeborenen Immunschwäche zu tun haben (etwa bei vorliegendem Deletionssyndrom 22q11 oder Trisomie 21) oder die nach einer Herztransplantation oder Lungentransplantation Medikamente einnehmen müssen, die die Funktion des Immunsystems vermindern.
Achten Sie zum Schutz der herzkranken Kinder und EMAH bitte strikt auf folgende Regeln:
- Halten Sie sich weiterhin an das verordnete Kontaktverbot.
- Bitte waschen Sie Ihre Hände regelmäßig und gründlich mindestens 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife.
- Bitte desinfizieren Sie Ihre Hände regelmäßig.
- Halten Sie beim Einkaufen mind. 1,5 Meter Abstand zu anderen Menschen.
- Tragen Sie in der Öffentlichkeit (z.B. beim Einkaufen oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln) einen Mund-Nasen-Schutz
- Vermeiden Sie direkten Körperkontakt (Handgeben, Umarmungen)
- Niesen oder husten Sie in die Armbeuge oder in ein Taschentuch – und entsorgen Sie das Taschentuch anschließend in einem Mülleimer.
- Halten Sie die Hände vom Gesicht fern – vermeiden Sie es, mit den Händen Mund, Augen oder Nase zu berühren.
Bitte halten Sie sich an diese Regeln – Sie schützen damit Leben! Zum Beispiel das von herzkranken Kindern, von denen viele zur Risikogruppe gehören!
Es gibt noch keinen Impfstoff gegen das Coronavirus
Einen wirksamen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt es noch nicht. Es wird aktuell daran geforscht. Es wird angenommen, dass es ca. 12 Monate dauert, bis ein sicherer Impfstoff auf dem Markt ist. (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit)
Was sind typische Symptome einer COVID-19-Infektion?
Die häufigsten Symptome einer COVID-19-Infektion sind Fieber, trockener Husten und Schnupfen. Auch Abgeschlagenheit, Halskratzen sowie Kopf- und Gliederschmerzen usw. treten auf. In seltenen Fällen leiden Betroffene unter Übelkeit und Durchfall.
Bei begründetem Verdacht auf COVID-19 zuerst beim Hausarzt anrufen
Sollten Sie die oben genannten Symptome haben, wenden Sie sich bitte telefonisch an Ihren Hausarzt. Er schätzt ein, ob eine COVID-19-Erkrankung vermutet wird. Alternativ rufen Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116 117 an. Dort wird man über die nächsten Schritte entscheiden und auch Ihre persönlichen Lebensumstände berücksichtigen.
Abhängig vom klinischen Zustand sollten Patienten mit schweren und moderaten Herzfehlern bei einem begründetem Verdacht auf eine Infektion mit COVID-19 grundsätzlich auch dem Kinderkardiologen oder EMAH-Kardiologen vorgestellt werden.
Was soll ich tun, wenn ich oder mein Herzkind Kontakt zu einer infizierten Person hatten?
Wenn Sie oder Ihr Herzkind persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus SARS-CoV-2 im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden. Das für Sie zuständige Gesundheitsamt finden Sie hier.
Kontaktverbot: Nur noch alleine oder zu zweit sein
Halten Sie sich zum Schutze aller strikt an das bundesweite Kontaktverbot, dass am 23. März 2020 um Mitternacht in Kraft getreten ist. Es ist seitdem untersagt sich mit mehr als zwei Personen zu versammeln. Ausnahmen sind die eigenen Angehörigen, mit denen Sie im Haushalt leben. Die Kontaktsperre soll helfen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und dadurch das Gesundheitssystem nicht weiter zu belasten. Außerdem werden Menschen wie Herzkinder und EMAH, die zur Risikogruppe zählen, geschützt.
Die genauen Regeln der Bundesregierung zum Kontaktverbot finden Sie hier.
Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum
Zusätzlich zu den oben aufgezählten Schutzmaßnahmen ist mittlerweile das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum Pflicht (z.B. beim Einkaufen oder bei Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel). Das Tragen der Maske dient zum Schutz des Gegenüber und nicht zum Schutz des Trägers der Maske. Sie verringert das Risiko der Ansteckung durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten oder Sprechen. Die konsequente Nutzung der Masken kann zur Verlangsamung der Ausbreitung des Virus beitragen.
Wie trage ich die Maske richtig?
Damit der Mund-Nasen-Schutz wirksam ist, muss er korrekt über Mund und Nase sitzen, also eng anliegen, und sobald er durchfeuchtet ist gewechselt werden. Während des Tragens soll er nicht verrückt oder berührt und nicht um den Hals getragen werden.
Wiederverwendbare Stoffmasken (sogenannte „Community Masken“) sollen nach einmaligem Tragen bei möglichst bei 95 Grad, mindestens aber bei 60 Grad gewaschen werden, damit alle darauf haften gebliebenen Viren vollständig abgetötet werden. Die Stoffmasken müssen vollständig trocknen, bevor sie wieder verwendet werden können. Weitere wichtige Informationen zum richtigen Umgang mit dem Mund-Nasen-Schutz und zur Pflege gibt Ihnen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Lesen Sie ergänzend bitte hier auch die vollständige Information des Robert Koch Instituts (RKI).
Was sollten Herzkinder und EMAH präventiv beachten?
- Besonders wichtig ist nach wie vor die größtmögliche Minderung des Risikos einer Infektion: Meiden Sie den direkten Kontakt zu anderen Menschen und beachten Sie die allgemeinen Verhaltensregeln. Das gilt auch für die Kinder.
- Nehmen Sie die Symptome bei sich und Ihren herzkranken Kindern frühzeitig wahr und ernst.
- Nehmen Sie bei Unsicherheiten telefonischen Kontakt zur Hausarztpraxis oder zu anderen beratenden Stellen auf. Dort werden Sie individuell beraten über Maßnahmen für Vorerkrankte und über labordiagnostischer Test auf COVID-19.
- Wenn in der näheren Umgebung (z.B. im privaten oder beruflichen Umfeld) Fälle von COVID-19 bekannt werden, sollten Sie dies Ihrem Hausarzt ebenfalls mitteilen, um gezielte diagnostische Maßnahmen zu beschleunigen.
Unsere Arbeit für Kinder und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler weiter. Gerade jetzt brauchen Herzkinder und ihre Familien unseren Beistand!
Wann muss ich in Quarantäne?
Falls Sie sich in einem vom Robert-Koch-Institut ausgewiesenen Risikogebiet aufgehalten haben, sollten Sie unbedingt unnötige Kontakte vermeiden und zu Hause bleiben. Falls Sie sich in einer Region aufgehalten haben, in denen COVID-19-Fälle vorkommen, die aber keine Risikogebiete sind, gilt: Wenn Sie innerhalb von 14 Tagen nach der Rückreise Fieber, Husten oder Atemnot entwickeln, sollten Sie, nach telefonischer Anmeldung und mit Hinweis auf die Reise, einen Arzt aufsuchen. Weitere Informationen erhalten Sie auch telefonisch unter 116 117.
Kann eine Grippeimpfung bei Vorerkrankungen vorbeugend wirken, sodass eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus milder verlaufen könnte?
Nein. Die Grippeimpfung könnte aber das Risiko einer Grippeerkrankung senken. Außerdem könnte sie verhindern, dass Personen zwischen den Symptomen von Grippe- und COVID-19 nicht unterscheiden können und fälschlicherweise denken, sie seien an COVID-19 erkrankt. Zusätzlich könnte durch eine geringere Anzahl Grippekranker das Gesundheitssystem entlastet werden.
Besuchen in Krankenhäusern nur im, wenn zwingend nötig
Von Besuchen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist abzusehen, um die Kranken nicht in Gefahr zu bringen. Für Einzelfallausnahmen rufen Sie bitte die Station an und informieren Sie sich direkt im Krankenhaus über die Regelungen. Anrufen, E-Mail oder Video-Chat helfen in dieser Zeit, um Kontakt zu halten, der nicht dringend nötig ist. Ansonsten gilt auch für die Besuche im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen sich an die Sicherheitsmaßnahmen zu halten.
Wir wünschen besonders den Herzfamilien, EMAH, unseren Spendern und Unterstützern viel Kraft für diese herausfordernde Zeit. Bleiben Sie gesund!
Um besonders jetzt weiterhin an der Seite der herzkranken Kinder sein zu können, brauchen wir dringend Spenden. Unsere Arbeit muss weitergehen. Jeder Euro zählt.
Ihr Team kinderherzen/Sylvia, Elke, Anja, Anke, Tanja, Stefanie, Orlind, Constanze, Tim, Gisela, Barbara, Reinhard, Jens, Jörg und Cornelia
Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit für herzkranke Kinder.
Weiterführende Informationen zum Coronavirus/Quellen
Weiterführende Informationen rund um COVID-19 finden Sie u.a. beim Bundesministerium für Gesundheit, beim Robert-Koch-Institut oder bei der Weltgesundheitsorganisation.
Linksammlung:
- Stellungnahme des Kompetenznetz für angeborene Herzfehler
- Stellungnahme Deutsche Gesellschaft Pädiatrische Kardiologie
- Informationen vom Bundesverband herzkranker Kinder e.V.
- Telefonnummer ärztlichen Bereitschaftsdienst: 116 117